KSW Perspektiven Magazin Mai|2025 - Magazin - Seite 10
BEHAVIORAL FINANCE
Investieren beginnt im Kopf
Text: Stefan Held
Investieren gilt oft als eine rein rationale Angelegenheit, bestimmt durch Fundamentaldaten,
Marktanalysen und volkswirtschaftliche Entwicklungen. Doch in Wahrheit spielt die Psychologie eine entscheidende Rolle. Emotionen
wie Angst und Gier beein昀氀ussen Kauf- und Verkaufsentscheidungen oft stärker als harte Fakten. Wer als Anleger langfristig erfolgreich sein
will, sollte sich nicht nur mit Zahlen auskennen,
sondern auch mit den psychologischen Mechanismen hinter seinen Entscheidungen.
Verlustaversion und ihre Folgen
Studien zeigen, dass Menschen Verluste doppelt so stark emp昀椀nden wie Gewinne in gleicher Höhe. Diese sogenannte Verlustaversion
führt oft dazu, dass Anleger zu früh Gewinne
mitnehmen, aus Angst, sie könnten wieder verschwinden. Gleichzeitig halten sie verlustreiche Positionen zu lange, in der Ho昀昀nung, dass
sich der Markt wieder erholt. Das Resultat: Die
Performance leidet. Stellen Sie sich vor, Sie
sind Manager eines Fußballteams. Erfolgreiche Vereine behalten ihre besten Spieler und
verkaufen diejenigen, die nicht eingeschlagen
haben. An der Börse hingegen machen viele
Anleger genau das Gegenteil: Sie verkaufen die
gut laufenden Aktien zu früh und halten an den
schlechten fest, in der Ho昀昀nung, dass sie sich
doch noch erholen. Erfolgreiche Investoren
dagegen setzen auf Disziplin und vorde昀椀nierte
Verkaufsstrategien, um emotionsgetriebene
Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Herdentrieb: Warum wir der Masse folgen
Der Mensch ist ein soziales Wesen und folgt
oft der Mehrheitsmeinung – ein Verhalten, das
sich auch an der Börse zeigt. Wenn Aktienkurse stark steigen, wollen viele Anleger auf den
Zug aufspringen, aus Angst, etwas zu verpassen (FOMO: Fear of Missing Out). Umgekehrt
wird in Panik verkauft, wenn Kurse fallen, auch
wenn die langfristigen Perspektiven unverändert gut sind. Warren Bu昀昀ett bringt es auf den
Punkt: „Sei gierig, wenn andere ängstlich sind,
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und ängstlich, wenn andere gierig sind.“ Das
zeigt sich auch im Konsumverhalten: Menschen
kaufen gerne Produkte, wenn sie als „Sonderangebot“ gekennzeichnet sind. Ein Auto, das
20% günstiger angeboten wird als im Vorjahr,
verkauft sich leichter als eines, das 40% teurer
geworden ist. An der Börse ist es genau umgekehrt: Anleger kaufen lieber Aktien, die bereits
stark gestiegen sind, anstatt die „Schnäppchen“
zu nutzen, wenn Kurse gefallen sind.
Der Bestätigungsfehler: Wenn wir nur das sehen, was wir sehen wollen
Menschen neigen dazu, Informationen zu bevorzugen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen. Dieser Bestätigungsfehler
kann dazu führen, dass Anleger nur positive
Nachrichten zu ihren Investments wahrnehmen und Warnsignale ausblenden. Ein kritischer Blick und eine breite Informationsbasis
sind entscheidend, um nicht in diese Falle zu
tappen.
Strategien, um Emotionen in den Griff zu
bekommen:
• Feste Regeln: Wann kaufe ich? Wann verkaufe ich? Was ist mein Ziel?
• Diversi昀椀kation: Wer sein Risiko streut, bleibt
gelassener bei Schwankungen.
• Langfristige Perspektive: Kurzfristige Marktschwankungen sind normal. Wer auf den langfristigen Trend achtet, vermeidet Panikreaktionen.
Fazit
Die besten Investoren wissen, dass ihre eigene Psyche oft ihr größter Feind ist. Disziplin,
Rationalität und ein bewusstes Auseinandersetzen mit den eigenen Denkmustern können
helfen, typische Fallstricke zu vermeiden. So
lassen sich nicht nur bessere Renditen erzielen,
es lässt sich auch entspannter investieren.